Powderguide: Materialtest Heat socks 5.0 toe cap
Eine Socke, die nicht nur die Fußsohle wärmt, sondern besonders den Zehenbereich – das interessiert sicherlich alle verfrorenen Skifahrerfüße unter uns. Die kleine Vorarlberger Firma Lenz hat sich in den letzten Jahren einen Namen gemacht mit beheizbaren Socken, anstatt wie es schon von vielen Anbietern gibt – beheizbaren Sohlen. Wie funktioniert die Technologie? Findet sie wirklich Anwendung für uns als Freerider oder Skitourengänger, die einen hohen Anspruch an Packmaß, Akkulaufzeit und zusätzlich auf das wichtigste – wirklich warme Füße – nicht verzichten wollen?
Das Familienunternehmen Lenz hat sich vorgenommen mit beheizbaren Socken den Skimarkt, Mountainbike, Reitsport und sonstige Outdoor- bzw. Wintersportarten zu erobern. Ihr Konzept: Lithium-Ionen Akkus, die per Knopfdruck (kein Knopf zum Anmachen, nein wahre Knöpfe zum Anknöpfen) an den Socken befestigt werden. Die Socken sind länger als „normale“ Socken, haben eine Umschlagfalte oben am Knie und drei Nietknopfaufnehmer, an die der Akku angedrückt werden kann. Ist Akku und Socke eins, wird der verlängerte Sockenbund umgeschlagen und der Akku verschwindet darunter. Übrig bleibt ein kleines Blinken, was signalisiert: die Socke ist ready to heat!
Erinnern kann ich mich nicht mehr an den Tag, an dem das erste mal meine Zehen weiß, kalt und starr waren, als ich sie abends aus dem Skischuh zog. Es fing auf irgendeinem Gletscher (vermutlich bei irgendeiner Ausbildung, wo man mehr steht als skifährt…) an und ist seitdem immer dabei. Das kalte Zehen Problem. Irgendwann ist der vordere Teil der Fußsohle nicht mehr zu spüren, es tut nicht weh, aber die Hälfte meiner Kraftübertragenden Sohle ist nicht mehr wirklich aktiv. Ich merke, dass die Schwünge gröber werden und der Spaßfaktor sinkt. Anfang der Saison in Saas Fee bei -20°C und Windchill. Skifahrlaune ist riesig, Füße wollen nicht mit machen. Ärgerlich.
Da entdecke ich die Heat Socks und bin neugierig, diese zu testen. Einsatzgebiet Freeride und Freetour, wobei ich auf Tour selten ausdauernd kalte Füße habe.
Einzig im Test gefahrener Skischuh ist ein Lange XT Freetour Stiefel mit SIDAS Winter Sohle und Intuition Liner.
Erster Eindruck/Features:
Der Lenz Heat Sock 5.0. kommt im Karton, rot-schwarz, wie die Socke selbst auch. Design schlicht, einfach. Ich habe hier kein Styleprodukt in der Hand, sondern etwas, was meinen Zehen Feuer macht. Die Socke ist kaum schwerer als eine handelsübliche Skisocke. Drei Druckknöpfe am Bund und eingenäht eine Leitung zur Zehenkappe. Die Zehenkappe ist das, was es ausmacht. Sie umgibt die Zehen von oben und unten und macht somit ein (gar nicht unbedingt spürbares) aber warmes, also angenehmes Gefühl. Die Socken fallen nach Maß aus, ergonomische Passform, Verstärkungen an Skifahrerrelevanten Bereichen wie Knöchel und Schienenbein, plus sie sind geruchsneutral (und das ohne Merinowolle).
Test:
Zu Beginn der Testperiode ist es leider erschreckend warm (Silvester, Regen) und die Heizfunktion der Socken bleibt ausgeschaltet. Tragen lassen sie sich trotzdem gut. Die kleinen Akkus sind so leicht, dass man sie nicht beim Skifahren spürt, sie drücken nicht und stören nicht unter der Skihose.
Schaltet man sie manuell an, hat man 3 Stufen des Heizens. Eingestellt werden sie über einen Knopf am Akku, der sich auch nach kurzem Tasten durch die Skihose hindurch bedienen lässt. Die „Standardvariante“ über den manuellen Knopfdruck erweist sich als praktisch, wenn es so kalt ist, dass man die Socken wirklich braucht und auch der Handyakku (zur Nutzung der App) den Geist aufgibt, sobald man es aus der Tasche holt.
Die Steuerung über die App ist ohne Suchen des Knopfes am Unterschenkel kontaktlos möglich. Nachdem man einmal die Akkus via Bluetooth mit der „Lenz Heat App“ (in sämtlichen gängigen Appstores erhältlich) verbunden hat, kann man sie zu Beginn des Tages per Knopfdruck anmachen und danach sehr bequem über die App steuern. Hier gibt’s die Möglichkeit 9 verschiedene Heizstufen einzustellen. Zusätzlich lässt sich zwischen rechts und links unterscheiden. Hast du beispielsweise einen größeren Kälteschaden am rechten Großzeh, kannst du die rechte Socke mehr anheizen als die linke. Auch Intervallheizen ist über die Appfunktion einstellbar. Programme von 20 Minuten Heizen und 20 Minuten Pause sind maximal möglich, für die wechselwarmen Schnellintervalle finden sich auch 1 Minuten Intervalle. Mein Test ergibt: spart Strom, aber nicht so viel, dass es sich wirklich lohnt, zu nutzen. Auch kann man hier das Leuchten der LEDs an den Li-Ionen Akkus ausstellen. Das mag für uns als Freerider recht egal sein, wer jedoch die Socken auch zum Jagen nutzen will (?!), kann hiermit sichergehen kein Wild zu ver“jagen“.
Um die Socken ganz auszuschalten, suche ich lange einen Knopf oder eine Anleitung. Manuell lassen sie sich nicht in den OFF-Modus stellen. Blinkt das LED auf Stufe II sind sie auf Standby. Sind die Akkus nicht mehr via Druckknöpfen mit den Socken verbunden, stellen diese nach 12 Stunden automatisch in den OFF-Modus.
Thema Stromverbrauch/Akkulaufzeit:
Die Akkus werden nach Benutzung vom Skisocken abgetrennt und mit derselben Knopfleiste an eine Akkuladeeinheit geknüpft. Diese ist klein und handlich, benötigt ca. 2h zum vollen Aufladen unter 230V Haushaltsstrom, via Zweitbatterie im Bus (mit 12 V) brauchts deutlich länger, geht aber auch. Ich lasse die Socken meistens per Knopfdruck manuell auf Stufe 1 laufen tagsüber, dabei reichen die Akkus für einen ganzen Tag, bei sparsamem Gebrauch gings auch mal 3 Tage lang. Laut Hersteller soll auf Stufe 1 die Laufzeit mindestens 14h sein.
Nach dem (wochenlangen) Gebrauch wasche ich die Socken bei 30°C nach Herstellervorgabe in der Waschmaschine. Danach sehen sie aus wie neu, keine Fusseln oder verschlissene Stellen nach 20-tägigem Einsatz und einmaligem Waschen.
Wo wir schon dabei sind – Nachhaltigkeit: Die Materialien der Socken entsprechen der Ecotec Zertifikation und die Akkus (inkl. Ladetechnik) sind CE zertifiziert. Die Firma Lenz versucht mit Ihrem Unternehmen nicht die Welt zu retten, „jedoch positive Impulse durch ihre Produkte zu setzen.“ Beispiele sind die Ressourcenschonende Herstellung, nicht toxische Färbeprozesse und plastikfreie Verpackungen ( der „Think About“ Every Day Sockenserie von Lenzproducts.com).
Fazit:
Wer zahlt knapp 250€ für Socken? Ich! Denn die Lenz Heat sock 5.0 mit Lithium Pack lassen mich einfach entspannt Skifahren und liefern garantiert warme Füße, egal ob -20°C oder ich viel auf meine Mitskifahrer warte :) und deswegen kalt werde. Dieser Winter zeigt uns mal wieder, dass Regen und Temperaturen von 0°C auf 3000m im Januar nichts außergewöhnliches mehr sind.
Lohnt sich das also? In die zukünftige Wärme deiner Füße zu investieren, wenn es eh jeden Winter wärmer wird? Ja, ist meine Antwort. Sind die Innenschuhe nicht ganz trocken, weil du seit 1 Woche auf Roadtrip mit mangelhafter Standheizung bist oder die Schlange zum Lift weil Powdertag am Morgen doch kälter als gedacht... Meine sinnhaftigste Neuanschaffung in diesem Winter!